Hintergrund
Da Gesundheitsinformationen Patientinnen, Patienten, Bürgerinnen und Bürger im Prozess der partizipativen Entscheidungsfindung unterstützen sollen, spielen deren persönliche Wertvorstellungen und Präferenzen im Entscheidungsprozess eine bedeutende Rolle (1). Um diese Nutzergruppen in der Klärung ihrer individuellen Werte und Präferenzen zu unterstützen, werden Instrumente zur Klärung der Präferenzen, sogenannte value clarification exercises (VCE), als Bestandteil von Entscheidungshilfen genutzt (2). Darunter werden verschiedene Methoden bzw. Strategien zusammengefasst, die den Nutzerinnen und Nutzern helfen sollen, Klarheit über ihre oder seine persönlichen Werte bezüglich medizinischer Interventionen zu erlangen und diese zu kommunizieren, um so zu einer Entscheidung zu gelangen, deren Ergebnis mit den persönlichen Werten übereinstimmt (2).
Grundsätzlich werden explizite von impliziten VCE unterschieden. Während die Nutzerin / der Nutzer bei impliziten VCE ausschließlich darüber nachdenkt, was wichtig für ihre / seine eigene Entscheidung ist, werden die Nutzerinnen / die Nutzer bei expliziten VCE in einen interaktiven Prozess miteingebunden, indem Attribute die für die Therapie- oder Diagnostikoption entscheidend sind, auf einer Rating-Skala hinsichtlich ihrer subjektiven Wichtigkeit reflektiert und bewertet werden (1, 3). Da an evidenzbasierte Gesundheitsinformationen generell der Anspruch gestellt werden sollte, dass verschiedene Optionen so dargestellt werden, dass sie eine implizite Klärung der Präferenzen ermöglichen, wird hier auf explizite VCE fokussiert. Dabei wird diskutiert, ob VCE den Entscheidungsprozess verbessern (1, 2).
Durch die Entwickler werden verschiedene Formate unterschiedlicher theoretischer Fundierung (z.B. Differentiation and Consolidation Theory, Fuzzy Trace Theory) genutzt (4). Typisch sind Darstellungen ähnlich einer Waagschale, bei der auf der einen Seite positive Attribute (Nutzen) und auf der anderen Seite negative Attribute (Risiken) aufgetragen sind, die von den Patientinnen oder den Patienten in ihrer subjektiven Wichtigkeit bewertet werden, wodurch sich eine Präferenz für oder gegen eine Therapieoption ergibt, die den angegebenen Präferenzen entspricht (1). Eine weitere Möglichkeit sind Rating und Ranking Aufgaben bei der vorgegebene Attribute bezüglich ihrer subjektiven Wichtigkeit sortiert werden. Jedes Attribut wird anschließend dahingehend eingestuft, wie sehr das jeweilige Attribut die eigene Entscheidung beeinflusst. Schließlich erhält die Patientin oder der Patient eine Auswertung ihrer bzw. seiner vergebenen Präferenzen, die die Tendenz zu einer bestimmten Option veranschaulichen (5).